Die Noble-Legende
Unmittelbar nach dem Freikommen John Nobles fand am 11. Januar 1955 die Pressekonferenz statt, die in der Weltöffentlichkeit großes Aufsehen, bei den Russen aber gewaltige Beunruhigung hervorrief. Kurz darauf erschienen am 19. Januar 1955 Veröffentlichungen in den einschlägigen Tageszeitungen der DDR, verfasst vom damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Max Seydewitz, später auch von seiner Frau Ruth. Darin wird erstmalig die Behauptung aufgestellt, dass Charles Noble vom Balkon seiner Villa "San Remo" aus den Luftangriff von 1945 auf Dresden gesteuert habe. Damit wird die Familie auf das bösartigste diffamiert, die Berichte John Nobles aus den russischen Lagern sollen Lügen gestraft werden.
John Noble hatte in seiner neuneinhalbjährigen Gefangenschaft das wahre Gesicht des "stalinistischen Kommunismus" gesehen und begann nun, zu berichten. Die DDR-Propaganda musste sich etwas einfallen lassen und so wurde die "Noble-Legende" geboren. In seinem Buch "Die unbesiegbare Stadt" manifestierte Max Seydewitz seine Idee, die Nobles als amerikanische Ungeheuer darzustellen, die mit Freude und Genuss der Zerstörung Dresdens zuschauten.
Zu DDR-Zeiten verkündete ein Messingschild, angebracht am Tor der Villa "San Remo", von der Greueltat der Nobles. Sie wurde Bestandteil des Geschichtsunterrichts und noch heute kann man manchen Dresdner Stadtführer davon "berichten" hören.
Auszug aus dem Buch "Verbannt und verleugnet"